Herr Sonn, der deutsche Botschafter in Litauen, brachte diesen Lärm auf eine neue Ebene. Er erklärte, dass das Vertrauen in Deutschland als Partner in Litauen geschwunden sei und Litauen beschuldigt werde, seine Verpflichtungen und Zusagen als NATO-Land nicht zu erfüllen.
Nicht nur das, sagte der Botschafter, solche Anschuldigungen würden Deutschland nicht nur nicht ermutigen, mindestens einen weiteren Soldaten nach Litauen zu schicken, sondern sie seien auch störend und schädlich.
Herr Sonn forderte daher auf, erst einmal herauszufinden, was die ständige Anwesenheit der Brigade wirklich bedeutet, und fügte ironisch hinzu, dass es in Litauen inzwischen viele Experten gibt, die diese Frage sehr unterschiedlich interpretieren.
Unsere wichtigsten Politiker versuchten, zurückhaltend zu reagieren und so zu tun, als wäre nichts Besonderes passiert. Sie wiederholten, dass interne Debatten zu allen Themen in jedem demokratischen Staat selbstverständlich seien, und beschworen auch, dass Litauen Deutschland voll und ganz vertraue.
Auf diese Weise äußerte sich auch Ministerpräsidentin I.Šimonytė zur Situation. Aber in solchen Äußerungen konnte man den Wunsch verspüren, sich von der Kritik des Botschafters, es gebe interne Konflikte in Litauen, zumindest indirekt überraschen zu lassen und ihm zu sagen, dass dies nicht verboten werden könne.
Es gab auch diejenigen, die öffentlich verkündeten, dass der Botschafter alle diplomatischen Grenzen überschritten habe, indem er abrupt den Garten der litauischen Innenpolitik betrete.
Aber einige Leute stimmten Herrn Sonn vehement zu. Beispielsweise veröffentlichte der Führer der oppositionellen Bauern R. Karbauskis sogar einen öffentlichen „Entschuldigungsbrief“, in dem er sich bei der Regierung des Landes entschuldigte, was schließlich nicht nur die litauische Opposition geduldig machte.
Natürlich kann keine der beiden extremen Ansichten uneingeschränkt unterstützt werden. Denn einerseits hat sich der Botschafter nicht wirklich in die Innenpolitik eingemischt, sondern vor allem auf Kritik aus Deutschland reagiert, die er für unbegründet hält.
Vielleicht lag in dieser Reaktion eine fast unverhüllte Drohbotschaft, dass Litauen damit aufhören solle, weil es sich nur selbst schaden würde. Das ist das Besorgniserregendste, zumal solche Äußerungen mit Berlin hätten abgestimmt werden müssen.
Andererseits sind die demütigenden Entschuldigungen von R. Karbauskis hohle Politik, den Botschafter wirklich in unsere innenpolitischen Spielchen einzubeziehen und ihn auszunutzen.
Irgendwie ist es wirklich offensichtlich, dass in Litauen seit langem solche Kritik an Deutschland zu hören ist und nicht abgeklungen ist, was dieses Land zu einem äußerst unzuverlässigen, schwachen Vasallen, feigen oder sogar korrupten Russlands erklärt.
Es heißt, selbst der Krieg in der Ukraine und die Leiden dieses Landes hätten das Verhalten der Berliner Führung nicht grundlegend geändert.
Natürlich können diese Kritiker nicht übersehen, dass Deutschland die Ukraine mit Waffen und anderen Mitteln unterstützt und seine Energie- und andere Politik gegenüber Moskau grundlegend ändert.
Dennoch, so wird erklärt, mache Deutschland dies unter Druck und suche ständig nach Wegen, die normalen Geschäfte mit Russland wieder aufzunehmen.
Eine solche verächtliche und sogar feindselige Haltung gegenüber Deutschland entstand nicht seit Beginn der russischen Invasion in diesem Jahr, sondern seit der Besetzung der Krim oder sogar davor.
Besonders angeheizt wurde diese Haltung vor allem in rechtsradikalen Kreisen durch die Flüchtlingskrise, für die die Bundesregierung und die damalige Bundeskanzlerin A. Merkel verantwortlich gemacht wurden.
Natürlich beteuern die höchsten Beamten unseres Landes sowohl in der Öffentlichkeit als auch hinter den Kulissen immer wieder, dass Deutschland ein wichtiger Partner Litauens und ein lebenswichtiger Staat für uns war und immer sein wird.
Andererseits gibt es selbst unter den einflussreichsten Politikern eine arrogante und misstrauische Haltung, dass Deutschland nur nach Möglichkeiten sucht, sich ernsthafteren Sicherheitsfragen oder -verpflichtungen zu entziehen.
Natürlich kann man bis zum Erbrechen sagen, wie berechtigt eine radikale und absolute Kritik an einem so riesigen und komplexen Land wie Deutschland ist und wie nicht.
Wenn man jedoch über die sehr konkreten und wichtigen aktuellen Themen spricht – den Einsatz der deutschen Wehrmachtsbrigade in Litauen –, kann man nicht umhin, sich an die Äußerung des Flügelspielers des ehemaligen Präsidenten R. Paks zu wichtigen Themen zu erinnern. Und sie sind „in uns“ verborgen.
Führende litauische Politiker, die Deutschland inoffiziell vorwerfen, nach einem Vorwand zu suchen, um so weit wie möglich nachzugeben, geben zu, dass unser Land diesen Vorwand mit eigenen Händen liefern kann.
Die wesentliche Frage: Soll die gesamte Brigade in Litauen stationiert werden oder reicht es als „Führungselement“ aus und die Hauptkräfte wären bereit, innerhalb von 10 Tagen hierher zu stürmen?
Doch die heißesten Auseinandersetzungen darüber finden hinter den Kulissen der litauischen Regierung statt.
Die Hauptfiguren der Rechten beschuldigen den sogenannten Verteidigungsminister A. Anušauskas, als ob er nichts getan hätte, um Deutschland dazu zu bringen, nur die Option „alle Stiefel auf den Boden“ zu wählen. Infolgedessen verloren einige stellvertretende Verteidigungsminister sogar ihre Posten.
Auch der Armeeführung wird von Konservativen und Regierungschefs Beinahe-Sabotage vorgeworfen.
Die Armee, so heißt es, habe sich zu sehr mit der Rolle des „Staates im Staate“ vertraut gemacht, schicke Politiker weg, wünsche sich vielleicht, dass die Mittel, die einigen Deutschen zugeteilt worden wären, litauischen Soldaten zugeteilt würden.
So soll Berlin sogar von der Bundeswehr Signale erhalten, dass mit der 10-Tage-Formel alles in Ordnung sei.
Es bleibt abzuwarten, wann Präsident G. Nausėda versuchen wird, diese internen Meinungsverschiedenheiten zwischen Konservativen auszunutzen, die wahrscheinlich jedem die maximale Verantwortung aufbürden wollen.
Mit anderen Worten, anstatt sich über die Äußerungen von Diplomaten aus anderen Staaten zu empören, sollte man sich an einen anderen populären Rat erinnern – schauen Sie in den Spiegel.
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