Letzte Woche stellte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen abgeschwächten Plan zur Legalisierung von Cannabis vor, der vorsieht, dass sich die Cannabis-Enthusiasten des Landes auf den Heimanbau und soziale Vereine statt auf lizenzierte Geschäfte oder Apotheken verlassen, wie ursprünglich geplant.
Deutsche Erwachsene können dieses Kraut in Vereinen mit bis zu 500 Mitgliedern erwerben, die nicht unbedingt gewinnorientiert sein müssen. Ein registriertes Mitglied des Clubs darf eine bestimmte begrenzte Menge Marihuana kaufen.
Solche Änderungen wurden nach mehrmonatigen Gesprächen mit der Europäischen Kommission über die Machbarkeit des vorläufigen deutschen Plans zur Legalisierung von Cannabis angekündigt. Das Ergebnis wurde von Politikern, Unternehmen und Verbrauchern schon lange erwartet und war gespannt, inwieweit die Kommission die großen Ambitionen Deutschlands tolerieren würde. „Nach Gesprächen mit der Kommission sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der damals vorbereitete Entwurf (Legalisierungsplan) uns nicht dabei helfen wird, unsere Ziele zu erreichen“, sagte Lauterbach auf einer Pressekonferenz in Berlin. Im Rahmen des reduzierten Plans können deutsche Erwachsene das Gras in Vereinen mit bis zu 500 Mitgliedern kaufen, die nicht gewinnorientiert sein müssen. Ein registriertes Mitglied des Clubs darf eine bestimmte begrenzte Menge Marihuana kaufen, und wenn sich die Praxis als wirksam erweist, plant die Bundesregierung, den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften in bestimmten Regionen später zu testen. Ähnliche soziale Cannabisclubs gibt es bereits in Spanien und Malta. Die Menschen können auch ihr eigenes Marihuana anbauen, allerdings sind nur drei Pflanzen pro Person erlaubt.
Die EU-Vorschriften haben die Flügel gestutzt
Die Minister sagen, sie seien durch EU-Vorschriften eingeschränkt worden, die die Mitgliedstaaten dazu verpflichten, den Drogenhandel zu bekämpfen. Das Endergebnis ist, wie vieles in Deutschland, ein komplexer Kompromiss zwischen Wünschen und Möglichkeiten. Konservative Oppositionspolitiker halten jede Liberalisierung des Drogenhandels für gefährlich. So twitterte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, die Legalisierung von Drogen sei „einfach der falsche Weg“ und die Gründung von „Drogenclubs“ löse keine Probleme, sondern schaffe nur neue. Die deutschen Reformen zur Legalisierung von Cannabis zielen darauf ab, Drogendealer aus dem Geschäft zu drängen, den Konsum von mit schädlichen Chemikalien „angereichertem“ Cannabis zu verhindern und die Kriminalisierung von Menschen zu stoppen, die nur geringe Mengen Cannabis rauchen. Aber der vielleicht wichtigste Aspekt der Entscheidung ist das politische Signal, das sie aussendet, ein seltener Moment der Einigung innerhalb der deutschen Regierungskoalition aus Linken, Grünen und Liberalen, die oft als gespalten, kontrovers und unfähig angesehen wird, ihre Kernpolitik umzusetzen.
Ich habe den stagnierenden Konservatismus beseitigt
Wenn es um die Machtübernahme im Jahr 2021 geht, nach 16 Jahren der konservativen Regierung von Angela Merkel, verspricht die neue Koalition ein jüngeres, lustigeres und liberaleres Deutschland. Einige der neuen Minister waren eine Generation jünger als das scheidende Kabinett. Nach den Treffen machten sie Selfies und versprachen schnelleres Internet, umweltfreundlichere Energie und mehr LGBTQ-Rechte. Das Medienversprechen, Marihuana zu legalisieren, ist Teil dieser fortschrittlichen Agenda, die das Nachkriegsdeutschland aufrütteln soll. In Interviews verwendeten einige junge Minister sogar das umgangssprachliche Wort „bubatz“, mit dem junge Deutsche Cannabis bezeichnen. Doch nach mehreren Monaten an der Macht mussten sich die Prioritäten des Kabinetts fast über Nacht ändern: Russland startete eine umfassende Invasion der Ukraine. Deutschland wurde von einem beispiellosen Anstieg der Militärausgaben getroffen und die Energie- und Handelsbeziehungen zu Russland wurden vollständig abgebrochen. Angesichts dieser Herausforderungen kann man sagen, dass Deutschland gut gemeistert hat. Die Wirtschaft ist stabil und die befürchteten Energieengpässe sind nie aufgetreten. Aber… zu einem politischen Preis. Die zahlreichen kriegsbedingten Krisen haben die Spannungen zwischen den drei Koalitionspartnern, insbesondere den Grünen und der liberalen, wirtschaftsfreundlichen FDP, verschärft. Und dann ist da noch die Legalisierung von Cannabis: Dies ist derzeit einer der wenigen Bereiche, in denen sich die drei Parteien, die sich als fortschrittlich bezeichnen, einig sind.
Säulen der Legalisierung
So ist in Deutschland mittlerweile der Besitz von bis zu 25g Cannabis legal, was eine beachtliche Menge darstellt, die für etwa zehn Brötchen ausreichen sollte. Nach Angaben des deutschen Gesundheitsministers sind Heimanbau und Cannabisclubs die erste von zwei Säulen der deutschen Legalisierungsbemühungen. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die erste Säule Brüssel nicht informieren muss (dass nationale Gesetze nicht gegen EU-Recht verstoßen)“, fügte der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hinzu. Die zweite Säule besteht aus regionalen Pilotprojekten zum Aufbau kommerzieller Lieferketten, die fünf Jahre dauern und kontinuierlich evaluiert werden. „Sie werden von konzertierten Bemühungen der Bundesregierung begleitet, in Europa Unterstützer für diese fortschrittliche und präventive Cannabispolitik zu finden“, sagt K. Lauterbach.
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